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Studie: Religiöse Menschen engagierten sich während Coronakrise mehr

11:23 - March 02, 2023
Nachrichten-ID: 3007878
Laut Religionsmonitor 2023 setzten die meisten Deutschen in der Pandemie auf Familie, Nachbarschaft und Wissenschaft. Religion war vor allem für schon Gläubige wichtig. Die engagierten sich aber überproportional sozial.

In der Pandemie hat sich Religion einer Befragung zufolge bei der Krisenbewältigung nur für einen kleineren Teil der Bevölkerung als hilfreich erwiesen. Rund ein Drittel der 4363 bundesweit repräsentativ Befragten gab an, sich in der Corona-Krise verstärkt mit Fragen nach dem Sinn des Lebens beschäftigt zu haben. Wie weiter aus dem „Religionsmonitor 2023“ der Bertelsmann Stiftung hervorgeht, gaben den meisten Menschen in der Krise Familie und Wissenschaft Halt und Orientierung.

Die Religion spielte bei der Krisenbewältigung zumal in Deutschland „nur eine untergeordnete Rolle“. „Weder hat sich die Gebetspraxis wesentlich erhöht, noch wurde Religion mehrheitlich als hilfreiches Gesellschaftssystem gesehen“, erläuterte die Religionsexpertin der Bertelsmann Stiftung, Yasemin El-Menouar. „Religion gibt vor allem den Menschen Kraft und Orientierung, die schon vor der Pandemie religiös waren“, so die Wissenschaftlerin.


Religiöse Menschen engagierten sich mehr für andere

Als positives Ergebnis hält die Stiftung fest: Fast neun von zehn Personen in Deutschland zeigten sich zuversichtlich, auch diese Krise zu überstehen. Und drei Viertel gaben an, sich während der Pandemie mehr für andere engagiert zu haben. Religiöse Menschen seien in dieser Gruppe überproportional häufig vertreten. Glaube „hilft nicht nur, schwierige Zeiten individuell zu bewältigen, sondern kann auch das Engagement für andere stärken“, so El-Menouar.

Dabei wird Religion von den meisten Befragten weniger mit institutionellem, etwa kirchlichem Handeln verknüpft, sondern eher mit sozialen Strukturen, zum Beispiel in den Gemeinden vor Ort und in familiären Beziehungen.


Pandemie als Strafe Gottes?

Schließlich dient religiöse Überzeugung auch der Deutung. Als Strafe Gottes wertete in Deutschland aber nur eine Minderheit die Pandemie. Dies fand sich „am ehesten bei dogmatisch-fundamentalistischen Gläubigen, aber auch bei manchen Spirituellen sowie häufigen Moscheebesuchern“. Das Vertrauen, dass Gott in der Pandemie bei den Menschen ist, vermittelten hingegen eher „die konventionellen religiösen Glaubensvorstellungen“, die sich mit einem liebenden Gott verbinden, dem man sich im Gebet und im christlichen Gottesdienstbesuch zuwendet. Diese Überzeugung erwies sich zugleich als Barriere gegen Verschwörungstheorien. Im Vergleich zu denjenigen, die keiner Religion angehörten, stimmten Katholiken und Protestanten signifikant seltener Verschwörungsmythen zu, konstatiert die Studie.

„In modernen ausdifferenzierenden Gesellschaften kann die Religion, wenn es um die Bewältigung von Gesundheitskrisen geht, nur noch eine nachgeordnete Funktion erfüllen, aber in dieser ist sie durchaus von Bedeutung – vor allem für die ‚religiös Musikalischen'“, lautet das Fazit der Studie, die vom Münsteraner Religionssoziologen Detlef Pollack und der Theologin und Politikwissenschaftlerin Carolin Hillenbrand mitverfasst wurde. (KNA, iQ)

 

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