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Professor für Religionswissenschaft in Kanada antwortete IQNA

Was sagen andere Religionen über den apokalyptischen Erlöser?

22:23 - February 25, 2024
Nachrichten-ID: 3010007
IQNA- Professor Liaqat Takim, Professor für Religionswissenschaft aus Kanada, ist der Ansicht: Der Glaube an das Kommen eines Erlösers in der Endzeit gilt nicht nur für Muslime und Schiiten sondern ist auch in anderen Religionen insbesondere Judentum und Christentum.

Seit der Antike ist der Glaube an die Entstehung eines Erlösers ein Grundprinzip. Viele frühere Propheten versprachen dessen Kommen. Außerdem finden sich in den Verkündigungen und Erwähnungen der Alten immer wieder Worte über „des Letzten Verheißenen“ und „Erlöser am Ende der Zeit“ mit Titeln wie Kalki, fünfter Buddha, Suchians, Messias, der Sohn des Menschen usw.

Alle Religionen sind sich in diesem Punkt fast einig, dass der Erlöser kommen und sie vom Joch der Unterdrücker und tyrannischen Herrscher befreien wird und eine Gesellschaft voller Gerechtigkeit etablieren wird. Der Glaube an Verheißungen wird in verschiedenen Religionen auf unterschiedliche Weise erwähnt und als einer ihrer Grundüberzeugungen angesehen. Nach Ansicht einiger Forscher gibt es kaum eine Religion oder Nation, die nicht an den versprochenen Erlöser glaubt.

Dr. Liaqat Takim wurde in Sansibar, Tansania, in einer schiitischen Familie in Khoja geboren. 1978 schloss er sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der University of London ab und studierte anschließend Religionsgeschichte an der University of Virginia in den USA. 1983 schloss er sein Masterstudium an dieser Universität mit dem Titel „Forschung zum Glauben des Versprechens im Islam“ ab. Im selben Jahr kam er an das Seminar von Qom und beschäftigte sich mit dem Studium und Forschung auf dem Gebiet der schiitischen Rechtsprechung, Überlieferung und Überlieferer-Kenntnis, Koran-Exegese, Prinzipien und arabische Literatur. Zwei Jahre später ging er nach England und studierte Religionsgeschichte. 1990 promovierte er an der Soas University in London mit einer Dissertation mit dem Titel „Portrait of Shiite Imams in Autobiographical Literature of Imamia“.

Anlässlich des Geburtstages des Retters der Menschheit, Imam Mahdi (a.)

 

Liaqat Takim, Professor für Religionswissenschaft an der McMaster University in Kanada und Autor des Buches „Shia in America“ gab IQNA ein Interview:

IQNA – Glauben nur Muslime und Schiiten an das Kommen des Erlösers? Was sagen andere Religionen dazu?

Der Glaube an das Kommen eines Erlösers am Ende der Zeit gibt es nicht nur bei Muslimen und Schiiten sondern auch in anderen Religionen insbesondere Judentum und Christentum. Im Judentum bezieht sich der Messias auf eine Person, die aus den Nachkommen Davids stammen wird. Zunächst glaubte man, dass der Messias bald nach Davids (a.) Zeit erscheinen würde, aber nach dem Zusammenbruch des davidischen Reiches nach Salomo (a.) wurde die Idee seines Kommens am Ende der Zeit immer wichtiger im Judentum. Man glaubt, dass er als Sohn Davids (a.) am Ende der Zeit die Feinde besiegen wird.

Es etabliert eine Regierung in der die Menschen in Frieden und Glück leben. Es gab andere Gruppen die an andere mythologische Charaktere glaubten auf die wir in dieser Diskussion nicht eingehen werden. Insgesamt ist der Erlösergedanke im Judentum sehr bekannt.

Natürlich gibt es auch im Christentum die Vorstellung eines Erlösers. Hier wurde die Vorstellung von Christus ursprünglich aus dem Judentum importiert, da das Christentum aus dem Judentum hervorging. Anfangs gab es Meinungsverschiedenheiten darüber, wer der Messias ist aber nach und nach kristallisierte sich der Glaube heraus, dass der Messias genau derselbe Jesus (a.) ist.

Die Vorstellung eines Erlösers im Christentum veränderte sich im Laufe der Zeit und es ist hier nicht möglich, näher darauf einzugehen. Im Buch „Offenbarung des Johannes“ im Christentum werden Zeichen des Kommens Christi erwähnt wie das Erscheinen des „Antichristen“ und die Leiden und Nöte vor dem Kommen Christi und dann die zweite Wiederkunft Jesu (a.), die Schlacht von Armageddon, Sieg des Guten über das Böse und Bestrafung Satans. Die Zerstörung der Himmel und der Erde, Ende der Ungläubigen in der Hölle und Erschaffung einer neuen Erde und eines neuen Himmels durch Gott.

 

Was sagen andere Religionen über den apokalyptischen Erlöser?

 

IQNA – Was sind aus Ihrer Sicht die Merkmale der Regierung von Imam Mahdi (a.)?

Der Heilige Koran spricht vom Zweck der Regierung und erwähnt nicht die Art ihrer Struktur. Der Hauptzweck des Erscheinens von Imam Mahdi (a.) besteht darin, Gerechtigkeit und Gleichheit herzustellen: «Gott gebietet Gerechtigkeit und Wohlwollen» (Sure Nahl, Vers 90).

Auch der fünfte Vers der edlen Sure al-Qasas bezieht sich auf dasselbe und sagt: „«Wir aber wollen denen, die im Land wie Schwache behandelt wurden eine Wohltat erweisen und sie zu Vorbildern machen und zu Erben machen»

Für uns ist Imam Mahdi Teil von Gottes Plan oder Versprechen Gottes Regierung zu errichten. Er wird «Mahdi» genannt, weil er selbst geführt wird und auch andere leitet. Aus diesem Grund lesen wir auf der Pilgerreise zum Imam unserer Zeit: «Friede sei mit dir, Licht Gottes! Zu dem die Wanderer ihren Weg finden.» Es ist wichtig zu verstehen, dass sein Ziel nicht der Krieg sondern die Ausrottung des Krieges ist. Doch um dieses Ziel zu erreichen, muss er gegen Ungerechtigkeit und Unterdrücker kämpfen.

IQNA – Welche Pflichten haben Schiiten im Umgang mit religiösen Zweifeln in der Frage der Emergenz?

Um die Zweifel an Imam Mahdi (a.) auszuräumen, sollten wir meiner Meinung nach zunächst verstehen, dass diese Idee nicht nur Muslimen vorbehalten ist. Wie gesagt existiert es im Judentum und Christentum. Natürlich glauben auch Muslime daran und selbst in sunnitischen Büchern steht viel über des edlen Imam Mahdi. Der einzige Unterschied besteht darin, dass wir Schiiten glauben, dass er bereits geboren wurde, während die Sunniten glauben, dass er geboren wird.

Einer der Gründe für die Skepsis ist, dass die Menschen nicht verstehen können, wie jemand, den wir nicht sehen können am Leben sein kann. Im Koran heißt es, dass Jesus (a.) nicht getötet wurde und wir glauben auch an Idris und andere Personen die noch am Leben sind. Wir glauben sogar an Satan, der schon immer lebte. Jemanden nicht zu sehen bedeutet also nicht dass er nicht da ist.

Andererseits können wir uns an Imam Mahdi (a.) wenden. Es gibt verschiedene Gebete und Gottesdienste, die man für ihn rezitiert und ich kenne welche die selbst von den Segnungen Imam Mahdis (a.) profitierten.

Einige haben Zweifel, weil sie nicht verstehen, was der Koran über die Zukunft und die Schaffung von Gerechtigkeit und Gleichheit sagt. Aber diese Gerechtigkeit und Gleichheit kommt nicht von alleine. Der Mensch versuchte viele Male dieses Ziel zu erreichen, aber ohne Eingreifen Gottes ist es unmöglich. Dieses Eingreifen Gottes erfolgt durch einen von Gott auserwählten nämlich Imam Mahdi (a.).

 

IQNA – Wie können wir uns kulturell auf das Kommen des Erlösers vorbereiten und die Idee des Mahdismus in der Welt verbreiten?

Zunächst müssen wir eine Korrektur auf individueller Ebene vornehmen. Als Menschen müssen wir uns reformieren, um den Erretter zu empfangen. Mit anderen Worten: Wir sollten so rein wie möglich und bereit für ihn sein, wenn er erscheint.

Der zweite Aspekt ist der Kampf gegen Unterdrückung und Belästigung anderer. Auch wenn wir nicht in der Lage sind körperlich zu kämpfen so können wir uns diesem Kampf anschließen indem wir schreiben, sprechen oder Maßnahmen gegen Unterdrückung und Unterdrücker ergreifen. Schauen Sie sich zum Beispiel die Situation in Palästina an. Ich weiß, dass viele von uns körperlich nichts tun können aber wir können durch Schreiben, Teilnahme an Protesten und unsere Hilfe auf jede erdenkliche Weise zeigen dass wir wissen, dass Palästinenser unterdrückt werden und zwar nicht nur in Bezug auf Palästina sondern auch in Bezug auf andere Menschen. Dasselbe gilt auch für andere Teile der Welt.

Mit anderen Worten: Wir wollen eine Welt schaffen in der es einen Kontext für das Kommen von Imam Mahdi (a.) gibt und ihm im Kampf gegen die Unterdrückung helfen. Es ist unsere Pflicht alles zu tun um Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu bekämpfen. Die Meinungsfreiheit im Westen bietet uns Chancen. Deshalb müssen wir unseren Staatsmännern deutlich sagen dass sie aufhören sollen Unterdrücker zu unterstützen.

 

IQNA – Was sind Ihrer Meinung nach die koranischen Grundlagen der Mahdi-Regierung und des Mahdi-Gedankens?

Der Koran möchte eine Regierung errichten die Gerechtigkeit und Gleichheit herstellt. Diese Regierung muss gegen Ungerechtigkeit kämpfen und den Platz und die Rolle Gottes hervorheben. In einer solchen Gesellschaft können Menschen unterschiedlicher Nationalität und Religionszugehörigkeit in Frieden zusammenleben. Niemand, nicht einmal Minderheiten sollte unterdrückt und in seinen Rechten verletzt werden.

Natürlich sollten wir versuchen, andere mit der Botschaft Gottes bekannt zu machen, aber wir haben kein Recht jemanden zu zwingen, sie anzunehmen. Wie der Koran deutlich sagt: «Kein Zwang in der Religion!» (Sure Baqara, Vers 256).

Daher ist es laut Koran unsere Pflicht zu versuchen das Zentrum der Gerechtigkeit und Gleichheit zu errichten und uns selbst zu reformieren um würdig zu sein unseren Imam unserer Zeit Imam Mahdi (a.) zu folgen.

Das Interview führte Mohammad Ali Haq Shenas

 

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